Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/113

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sterbender. Wir werden nicht zuvor kommen denen, die da schlafen. Andererseits werden wir es aber auch nicht leichter haben als die, welche nach uns kommen; denn es ist nicht möglich, daß einem Menschen die bange Not der Zukunft erspart werde. Das Ende aller Dinge muß jeder Mensch an seinem Herzen erfahren, die Schrecken des Abfalls, die Furcht vor dem Erkalten der Liebe, die Furcht vor der Lauheit. Jeder Christ muß alles, was die letzten Dinge betrifft, in seinem Leben durchkosten. Die einen werden es erfahren im Schauen; die andern, wenn ich so sagen darf, müssen es erfahren im Glauben; die einen von außen nach innen, die andern von innen nach außen. Was hier der Herr der Gemeinde sagt, gilt jeder Seele von uns, die wir wohl alle kaum die Endzeit erleben werden. Auch wir werden in die Stunde der Versuchung kommen, wo wir geneigt sind, ihn zu verlassen, wo wir zweifeln daran, ob er in der entscheidenden Stunde auch der ist, als den er sich geben wird. Da wolle er uns nicht entfallen lassen von des rechten Glaubens Trost. Wem hier auf Erden das göttliche Wort in seiner ganzen Fülle als Wahrheit galt, den wird dies göttliche Wort auch erhalten in der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird.

.

 Vielleicht hat dadurch die Lehre von den letzten Dingen etwas gelitten, daß man sie bloß als in der Zukunft der ganzen Weltgeschichte gelegen angesehen hat. Die letzten Dinge gehören auch in die Geschichte unseres Herzens; der Zweifel im eigenen Herzen, das Entfallenkönnen von Christo, das