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werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.

 Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Stuhl zu sitzen, wie ich überwunden habe und mich gesetzt mit meinem Vater auf seinen Stuhl.
 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!
Offenbg. 3, 14–22. 


 Einleitung. Anders noch wie die Gemeinde von Sardes ist die letzte Gemeinde, welche uns vorgehalten ist, die Gemeinde von Laodicea. Bei der Gemeinde von Sardes heißt es, daß sie, sobald ihr Scheinwesen vorüber sei, mit Kraft wieder erstehen könne: „Du hast den Namen, daß du lebst und bist tot. Sei wacker und stärke das andere, das sterben will!“ (3, 1 u. 2) Wenn sie wieder erwacht aus dem Taumel und Traum ihres Scheinwesens, wenn sie kleine, aber völlige Werke tut, dann wird sie wieder die alte Kraft bewähren. Bei der Gemeinde von Sardes ist also nur gegen das Scheinleben geredet. Und dieses Scheinleben ist immerhin ein Zeichen, daß auch wirkliches Leben vorhanden ist; denn wo Schein ist und Schatten, da muß auch Licht sein. Aber bei der Gemeinde von Laodicea ist es so, daß man für sie ein „zu spät“ sagen muß. Sie ist die Gemeinde, die im Schein nicht mehr lebt, die äußeren Eigenschaften des Christentums besitzt, ohne auch nur eine einzige innere Zugabe. Sie ist die Gemeinde, die vor allen Dingen die Eigenschaft der Armut nicht mehr hat und der Erkenntnis derselben. Es ist schwer, Sardes und Laodicea auseinanderzuhalten, wie es auch nicht ganz leicht ist, Smyrna und Philadelphia auseinanderzuhalten. Bei Smyrna ist alles dürftiger, bei