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seinem Munde. Es wird sie das auch noch nicht rühren. Christus, der Herr, verzweifelt an dieser Gemeinde, weil sie die Zeit, darin sie heimgesucht wird, nicht erkennt. Die Kälte tritt manchmal im Christenleben ein; aber ein warmer Zug des heiligen Geistes kann das Erkaltete wieder erwärmen und das Erstorbene wieder beleben. Wo aber die Lauheit ist, da ist alles umsonst. Diese Lauheit hält das eigene Wesen allein für das zu Recht bestehende, weil ihr auch die wenigsten Versuchungen entgegentreten. Lauheit hat wenig Versuchungen, eigentlich keine. Sie hat keine Versuchung zum Abfall; denn sie ist bereits abgefallen. Sie hat auch keine weitere Versuchung, dem Herrn nachzufolgen; denn sie glaubt sich ganz mit ihm eins. Lauheit ist die vollkommene Unempfindlichkeit gegen das Wort der Strafe, das sich Verhärten, weil man sich übersättigt hat am Wort der Milde. Es ist bis zu einem gewissen Grad gekommen und dann ist Stillstand eingetreten, und dieser Stillstand ist das Verhängnisvollste im Christenleben, wovor Er uns in Gnaden bewahren wolle.

 Der Herr hat von den Kalten und Warmen gesprochen und die Lauen aus seinem Munde auszutun gedroht. Er kann die Kalten erwärmen, daß sie auflohen ihm zur Ehre; er kann die für ihn Erglühten mäßigen, daß alles menschliche Eifern und menschliche Begeisterung vergehe. Er kann die Lauen nur noch retten, wenn sie ihm ihre Not klagen, weil sie dieselbe wahrlich empfunden haben.

 Es ist etwas Furchtbares, daß das letzte Wort