Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/135

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an unser Herz: „Auf, denn die Nacht wird kommen, da du nicht mehr wirken kannst!“ Ach, daß er uns lehren möge bei Zeit all unser Wesen zu bestellen! „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an!“ Also im Getöse der Stimmen, die mich umgeben, in den Aufregungen allen, die mich umbranden, in all dem Wechsel und Wandel, der mich umtost, bist du es. Ob im Frieden lose und lächelnd die Wellen wiegen, also daß man glaubt, die Ewigkeit sei noch ferne, oder ob im Sturme des mahnenden Gerichts hoch die Wellen sich türmen, die an dieser Zeitlichkeit donnernd sich brechen, ob betrügliche Stille in der Kirche ist, oder ob die Fragen hoch einhergehen und den tiefsten Lebensgrund aufwühlen – „siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an!“ Ob der Friede unser Leben schmückt und es wie eine Ewigkeit verlängert wünschen läßt, oder ob das Leid in dasselbe mit rauher Hand eingreift, daß uns die Minute schier eine Ewigkeit dünkt, daß mit den Schollen des Grabes wir alles begraben wähnen: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an!“ Versteht es die Gemeinde, welch ein Trost es ist, daß unter all den bekannten und unbekannten Stimmen, die uns umgeben, daß unter all den Klängen und dem Anstürmen eine bekannte, die bekannte Hand machtvoll hindurchwirkt? Verstehen wir es, was es für eine Güte ist, daß der, der die Wolken mit Macht beschwichtigt hat, aber der sie auch erregt, daß der Herr hindurchschreitet und anpocht, damit wir ihm auftun? So jemand die Stimme des schweigenden Christus hört, so jemand die Stimme des Herrn hört, der da auf großen Wassern geht, und der die Stürme des Lebens reden läßt, und die Freude des Lebens von ihm