Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/20

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nicht hätte vergeben können; denn das kann doch der Herr nicht loben. Aber, daß die Bösen sich gleichberechtigt in deine Arbeit drängten, daß sie wollten, es solle auf sie gehört werden, das wolltest du nicht. Du hast sie versucht in schwerer entscheidender Arbeit und hast gefunden, daß sie weder treu, noch wahr, noch lauter waren. Du hast sie versucht und hast sie Lügner erfunden; darum hast du sie nicht tragen dürfen. Wahrlich, wenn wir uns nur das recht merken würden, daß neben aller Geduld und allem Erbarmen der einzelnen Seele gegenüber nichts zu tragen ist, was den Lauf der Gemeinde aufhält. Du bist weder fähig, es zu tun, noch dazu irgend verpflichtet.

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 Wie steht es bei uns? Ist es an dem, daß es in unserer Umgebung der Fadheit, Leere, Tändelei, Armseligkeit und Lüge weh zu Mute und eng ums Herz wird, daß in unserer Umgebung sich die Plattheit des Lebens gar nicht halten kann? Gar mancher Mensch bildet sich ein, Christi Sinn dadurch zu erfüllen, daß er alle Unarten bei ihm sich aufhäufen läßt, als ob wir nicht die Pflicht hätten, alles aus unserer Nähe hinauszutun, was unrein ist. Also Tragkraft, in der Arbeit selbst die Erholung von der Arbeit, Geduld, ausharrende Treue, aber zugleich diese heilige brennende Ungeduld: „Meines Vaters Haus ist ein Bethaus, es soll nicht zur Krämerbude, nicht zur Räuberhöhle gemacht werden.“ (Matth. 21, 13[1]) Du hast die Bösen geprüft und da du sie Lügner fandest, hast du sie ausgetan. Zweierlei lobt also der Herr, einmal die Energie der Arbeit nach innen, im Kämmerlein, und zum andern die Energie nach außen, die Energie im Beruf,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Ein sehr freies Zitat der angeführten Bibelstelle. Dort wörtlich nach Luther 1912: "Mein Haus soll ein Bethaus heißen; ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht". Bezzel nimmt in seinem Zitat wahrscheinlich Joh. 2,16 auf: "Machet nicht meines Vaters Haus zum Kaufhause".