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die zähe Energie nach innen und die jähe, vernichtende Energie nach außen. Wenn also nicht die zähe Energie der Arbeit vorausgeht, ist die jähe Energie fleischlicher Eifer. Man bringt jämmerlich andern gegenüber das ein, was man selbst seinem König und Herrn gegenüber versäumt hat. Man rafft sich aus dem Traum des Tändelns auf, indem man gegen andere scharf wird und durch diese Schärfe die eigne Lauheit verbergen will.

 Tragen und nicht tragen, das sind also die Tugenden, die der Herr an der Gemeinde von Ephesus rühmt. Sie arbeitet, sie trägt, sie läßt es sich sauer werden. Es ist ihr ein rechter Ernst, in der Pflicht ihre Erholung und ihre Freude in der Arbeit zu suchen. Aber sie trägt auch nicht. Sie ist eine Feindin der falschen Duldsamkeit, welche das Kind der Feigheit und die Mutter der Sünde ist. Es gibt keine Verbindung zwischen süß und sauer, bitter und schmackhaft, recht und unrecht, um ja nicht in ernsten Kampf zu geraten. Es ist der Gemeinde und ihren Hirten auch nicht vorzuwerfen, daß sie die ausstößt, welche sprechen, sie seien Propheten und sind es nicht, sondern dieselben geprüft hat. Die Gemeinde wartet. Sie trägt, sie sieht lange zu, sie läßt das Böse ausreifen. Wo sie aber sieht, daß das Böse sich verhärtet, da geht sie allen Bündnissen aus dem Wege.

 „Und um Meines Namens willen arbeitest du.“ (V. 3). Wir danken dem Herrn, daß er die Arbeit seiner Knechte und Mägde so würdigt. Wir danken ihm, daß er sich mit uns zur Arbeit zusammen geschlossen hat, als er sagte: „Ja, mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden und hast mir Mühe