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gemacht in deinen Missetaten.[1]“ Indem wir auf seine am Kreuz durchbohrten Hände sehen, achten wir der Schwielen nicht, mit denen wir unsere Hände bedecken werden. Aller die Zeit vergeudenden und verträumenden Art, welche sich bei uns noch findet, muß der Krieg erklärt werden. Nicht jeder Arbeiter ist ein Christ, aber jeder Christ ist ein Arbeiter; nicht jeder, der treu ist im irdischen Beruf, ist auch treu seinem himmlischen Herrn; aber wer treu ist seinem himmlischen Herrn, der ist auch treu im irdischen Beruf. Prüfe dich für dein ganzes Leben und habe nie Verzeihung für die Versuche, über die Arbeit sich hinwegzudenken! Diejenigen arbeiten in der Regel am wenigsten, die das Wort „Kopian“ („sich mühen“, V. 3 im Urtext) am meisten im Munde führen. Wer viel darüber spricht, dessen Arbeit hat wenig Gehalt. Der Herr erfülle uns mit dem Gelübde: „Ich will Dir immer treuer dienen“. Wir wollen arbeiten, bis wir nicht mehr sein werden. Es ist doch neben dem Gebet die Arbeit das höchste Mittel, des Todes zu spotten und seine Bitterkeit zu verachten. Es liegt in der Arbeit die große Kraft, daß Jesus Christus sie geliebt, sie gelobt hat.

 „Um Meinet-willen arbeitest du.“ Wer von uns könnte sagen, daß seine ganze bisherige Arbeit in das Einige eingetaucht gewesen sei: „Um meinet-willen“? Jener großer Maler Fiesole[2], Zeitgenosse Savonarolas, hat bekannt: „Das ist mein Ruhm, daß all mein Tun, Christe, dem Deinigen galt.“ Wer unter uns könnte auch nur von den letzten Wochen sagen, daß er um Christi willen gearbeitet habe und daß ihm Christus allein auf dem Altar seines Herzens, auf dem Grund seiner täglichen Arbeit geleuchtet habe? – –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Jes. 43,24.
  2. Fra Angelico († 1455 in Rom), der nahe Fiesole geboren wurde und auch als Fra Giovanni da Fiesole bezeichnet wurde. Fiesole wird manchmal – so auch hier von Bezzel – fälschlich als Teil seines richtigen Namens interpretiert.