Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/25

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ist das Geheimnis, da man sprechen kann: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?“ (Luk. 24, 32) Es ist dies erstmalige Erkennen Jesu Christi, dieses Legen der Hände in seine Hände: „Mein Herr“, nicht: „Herr“, sondern „Mein Herr und mein Gott“. (Joh. 20, 28). Die erste Liebe läßt die ganze Welt verschwinden, daß nur noch Christus und die Seele, die ihn liebt, allein auf der Welt sich befinden. „Fahr hin, was heißet Stund und Zeit, ich bin schon in der Ewigkeit, weil ich in Jesu lebe.“ Es ist die große Begeisterung für Jesum Christum: So gering ich bin, wenn ich nur für Dich etwas tun könnte! Du hast mir das Herz gewonnen, als Du das Deine für mich brachst, da Du als Lamm mich umgabst, da Du als Löwe, der mir auf dem Wege begegnete, mich niederschlugst. – Dem Apostel Johannes ist er als Lamm erschienen: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!“[1] Dem Apostel Paulus ist er als Löwe entgegengetreten auf dem Wege nach Damaskus: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“[2] Diese Liebe des Anfangs hat etwas Stürmisches, Eilfertiges; was an ihr unreif ist, das muß fallen. Es heißt nicht, daß du die erste Liebe nicht bewahrt hast, sondern daß du sie weggeworfen hast. Der Herr verlangt nicht, daß einer auf dem Standpunkt stehe, den ein Kind hat, aber das Kindliche verlangt er. Er verlangt nicht, daß Johannes noch auf demselben naiven Standpunkt stehe wie am Anfang seiner Jüngerschaft. Es ist ein großer Unterschied zwischen dem ängstlichen Konservieren einer Sache und dem treuen Bewahren und Pflegen. Diese erste jugendfrische Begeisterung ist in der Gemeinde gewichen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Joh. 1,29.
  2. Apg. 9,4.