Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/30

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den Christen aber geht die Umkehr erst dann an, wenn die Einkehr erfolgt ist. Die Einkehr aber ist nur dann möglich, wenn der Christ sagt: „Wie viel Tagelöhner sind in meines Vaters Hause, die Brot die Fülle haben und ich verderbe im Hunger...“ (Luk. 15, 17. 18) – Gedenke, wovon du gefallen bist!, d. h. erinnere dich der seligen Stunden, die du mit Christo verleben konntest, der Gebetsgnaden, der Freudigkeit, die du bei ihm fandest. Weil wir solche sind, die von der ersten Liebe gefallen sind, laßt uns gedenken, wovon wir gefallen sind! Was waren unsere besten Tage, deren wir ohne Scham und Neue gedenken? Doch die, da wir wußten: „Ich bin bei Gott in Gnaden.“ Gedenke, wovon du gefallen bist, wie du so glücklich warst, der du jetzt so trübe siehst. Gedenke, erinnere dich der Freude der ersten Liebe! Tue Buße, ändere deinen Sinn, tue die ersten Werke! Christus will einen ganzen Lebensertrag hingegeben sehen um das Anfangswerk der Liebe des Anfangs. Es ist so gemeint: Mit der Erfahrung, die du im Ringen des Lebens erhieltest, mit der Ernüchterung, welche die Jahre dir zuführten, verbinde die Begeisterung der ersten Frühlingstage deines Lebens! Laß es Frühling werden in deinem Herzen! Deine Werke werden dann nicht mehr den unreifen Charakter der ersten Tage tragen, sondern den ausgereiften des Spätsommers, aber der Duft, die reizende Lieblichkeit des Frühlings in seiner Ursprünglichkeit wird deine Werke wieder schmücken. Mit einem Wort: All deinen Werken sehe man nicht die Mühe an, aus der sie erwachsen sind, sondern es liege über deiner Arbeit das Jugendfrische, Frohe, in Christo Begeisterte. Solche