Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/31

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Persönlichkeiten haben das Geheimnis des Beeinflussens, des Begeisterns, daß sie auch andere fortziehen und fortreißen können. Natürliche Frische hält nicht vor; wer aber das Geheimnis der ersten Liebe lernen will, der lerne die Aussage des Jesaias (K. 40, V. 30. 31): „Knaben werden müde und matt und Jünglinge fallen“, Jungfrauen stehen traurig und schwächlich; „aber die auf den Herrn harren“, die in der Erinnerung der ersten Liebe wieder zur Quelle eilen, aus der die erste Liebe ihnen zuströmte, „die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft“, nicht, daß sie laufen wie Jünglinge, nicht, daß sie arbeiten wie die Knaben, nicht mit der Primitivität der Anfangszeit, sondern „sie kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden.“

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 „Gedenke, wovon du gefallen bist und tue Buße und tue die ersten Werke!“ (V. 5a). Also gibt es noch ein Mittel, um die erste Liebe wieder zu empfangen und dies Mittel heißt Einkehr und Umkehr. „Tue die ersten Werke!“, indem du den Ertrag der Jahre bisher verwendest, deine Werke ausgereifter, vollendeter und bestimmter sein zu lassen. Was für ein Trost liegt doch in den Worten: „Tue die ersten Werke!“ und wie glücklich dürfen wir uns schätzen, noch Zeit zu haben, wieder auf den Ursprung unseres Christenlebens zurückzugehen. In all dem Schweren, was das Herz bedrückt, kann wieder eine Erneuerung statthaben, solange und so oft man nur will, nicht bloß eine neue Stimmung, sondern auch ein neues Sein. Gott möge uns Erstlingsliebe und Erstlingsfreude, schenken, damit wieder Erstlingswerke getan werden.