Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/56

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auf den Thron erhebt? Der Herr weiß es, er wird gnädiges Einsehen haben. Er weiß es auch, daß auch in solch schweren Verhältnissen die Treue gehalten werden konnte, die selbst dann nicht wankte, als der treue Zeuge Antipas des Todes verblich. Ist auch sein treuer Zeuge Antipas dahin, – wie mag es dem jetzt zu Mute sein, den sein Heiland schon vor Menschen so bekannt hat! – so hat die Gemeinde von Pergamus doch den Namen Christi bewahrt, ihn an sich gedrückt, so wie es im Liede heißt: „In meines Herzens Grunde dein Nam’ und Kreuz allein funkelt all’ Zeit und Stunde, drauf kann ich fröhlich sein.“[1] Die Gemeinde hat trotzdem den Namen des heiligen Herrn ins Herz geprägt und den Glauben nicht verleugnet.

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 Bei solchen großen Taten ist es aber um so unverständlicher, daß zwei Aergernisse in der Gemeinde ungestört statthaben: 1. Der Unfug der Bileamiten und 2. die von der ephesinischen Gemeinde so gehaßte Sekte der Nikolaiten. (V. 14 u. 15) Die Gemeinde hatte, trotzdem sie auf rechten Glauben und Glaubenstreue den Ton legte, ein sittenloses Leben im Genießen von Opferfleisch und in Ausschweifungen geduldet. Wir können uns darüber wundern, weil die Gemeinde trotz der Verfolgung und in der Schwere des Todes sich treu bewährte. Aber der Gedanke an den Tod kann auch sicher machen, denn mit jedem neuen Sterben denkt man: „Freue dich, noch ist es bei dir nicht also.“ So kann ich mir denken, daß die Gemeinde Ausschweifungen milder trug, als ob im Ernste des Todes die Sünde verbleichen könnte, als ob im Verdienste Christi auch die Leichtfertigkeit getilgt würde. Es ist, als ob die Gemeinde orthodox wäre in der

Anmerkungen (Wikisource)

  1. EG 523,3.