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schönsten, edelsten Art und das pietistische Salz verloren hätte. Man ist geneigt, zu sagen: „In der Hauptsache steht er doch recht,“ als ob die Hauptsache nicht von tausend Nebensachen aufgehoben werden könnte. Wer gibt uns überhaupt ein Recht, von Haupt- und Nebensachen zu reden? Ist es nicht auch bei uns so, daß wir seinen Namen halten und nicht verleugnen, aber in der Leichtfertigkeit der Lebensanschauung und Auffassung geben wir nach und leben oft, als ob es kein Sterben gäbe? Kann nicht manchmal in christlichen Kreisen ein behagliches Wohlleben einreißen? Nikolaiten gibts immer, welche sagen: Man müsse dem Fleisch nachgeben. Aber, wer mit Christo geht, der ist ein Geist mit ihm und Christus hat sein Leben gehaßt bis in den Tod. Sind wir nicht auch geneigt, bei unsern Freunden, Geschwistern und Verwandten Dinge zu entschuldigen, die wir bei Fremden nie dulden könnten? Nein, wo der rechte Glaube ist, da muß auch das gute pietistische Salz sich erweisen. Darum laß es anders werden bei dir! Denn so spricht der Herr zu der Gemeinde von Pergamus:

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 „Wo nicht, so werde ich mit dem Schwerte über dich kommen und mit ihnen kriegen mit dem Geiste meines Mundes.“ (V. 16) „Ich werde bald kommen“, so spricht der, der die Gemeinde zwar nicht vergehen läßt, aber an die Schrecken der Hölle hinführt. Er wird, wenn die Gemeinde nicht strenger gegen sich ist, nicht pietistischer wird im guten Sinn des Wortes, nicht treuer wird, genauer auch im Aeußern, einmal plötzlich kommen und mit diesen behaglich Wohllebenden streiten und sie an die Schrecken der Hölle hinführen, daß der Gemeinde die Augen übergehen.