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wert ist. Während es in allen andern Gemeinden heißt: „Und dem Engel der Gemeinde sage!“, heißt es in diesem nur: „Und dem Engel von Thyatira sage!“ Sollte demnach in Thyatira gar keine Gemeinde gewesen sein? Zehn Männer mußten in Israel zusammenkommen, um eine Gemeinde zu bilden. Außer bei der Purpurkrämerin Lydia ist uns von der Existenz einer Gemeinde zu Thyatira nichts berichtet. So könnte dieser Ort mehr ein Missionsposten gewesen sein, dem Sitze eines Reisepredigers vergleichbar, wo von einem bestimmten Punkt aus der Gang und Weg zur Förderung des Evangeliums gefunden werden soll. Wir könnten es also so verstehen: „Und dem Engel der kleinen Gemeinde zu Thyatira, die kaum diesen Namen Gemeinde verdient, dem Engel dieser verschwindend geringen Zahl schreibe!“

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 Wie aber nennt Christus sich diesem Engel gegenüber? Er nennt sich den harten, weil gerechten Richter, der es nicht verschmäht, auch in Kleinigkeiten Einblick zu tun: „So spricht der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen“ (V. 18), dieselben Augen also, die über die ganze Welt hingehen und sie erleuchten, bis in die geheimsten Enden und Winkel durchspähend, dieselben Augen, welche die ganze Weltgeschichte vom Anfang bis zum Ende überschauen – denn es sind die Augen des Ersten und des Letzten. Diese Augen sind nicht zu großartig, daß sie das Kleine übersehen könnten. Im Gegenteil, er nennt sich dieser kleinen Gemeinde gegenüber den König mit dem feuerflammenden Auge, der also in die Kleinigkeiten eines Berufslebens, in die Unscheinbarkeiten eines Christenlebens, in die geringe Zahl eines Gemeinwesens