Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/67

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

inniger als die ersten, aber zahlreicher, ausgedehnter. Meint man nicht, gewisse, an sich gesegnete Bewegungen unserer Kirche hier bezeichnet zu finden? Vor hundert Jahren in der evangelischen Kirche Deutschlands, außer den Anstalten des Johannes Falk, kaum ein Liebeswerk; schüchterne Versuche, kaum der Rede wert. Und was sind die letzten Werke des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts! Welche Bedeutung geht von denselben aus! Man glaubt, daß wirklich diese letzten Werke weit bedeutsamer geworden seien als die ersten. Es mangelt an keinem Guten und es gebricht an gar nichts. Die letzten sind wirklich größer, mehr, ausgedehnter, reichhaltiger, – ob sie auch tiefer und inniger sind, das wollen wir nicht untersuchen. Was als schüchterner Versuch anfangs des 19. Jahrhunderts gewagt wurde, ist jetzt geradezu Notwendigkeit geworden, und wenn es so weiter ginge, würden wir mit einem Reichtum von Anstalten beglückt sein, sodaß wenigstens jeder zweite Mensch, der uns begegnet, ein Anstaltsmensch sein müßte, damit doch die Anstalten gefüllt werden könnten. Und die letzte Triebfeder, nicht bei allen zwar, aber doch bei denen, die anfangen, sind Liebe zum Herrn und Diensttreue. – So steht auch Thyatira mit der Wirkung nach außen da. Ein Ausbreiten, ein senfkornartiges Beginnen, das aber mit einem beschattenden Ende gekrönt ist. Wahrlich, die Gemeinde von Thyatira war in der Liebe nicht erkaltet. Jedes neue Werk ein Kind freudiger Liebe, jede neue Anstalt ein Zeugnis von der Liebe zum Herrn Christus und durch ihn zu den Brüdern. Aber durch die Vielgeschäftigkeit und den Eifer, mit dem die Gemeinde von Thyatira in der Außenwelt wirkte, wurde der Ernst