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 Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden und Ich werde seinen Namen bekennen vor Meinem Vater und vor Seinen Engeln.
 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“
Offenbg. 3, 1–6. 


 Während über der Gemeinde von Thyatira zwar die Donner künftiger Gerichte grollen und Wolken Gewitter bergen, tritt uns in der Gemeinde von Sardes das als Regel entgegen, was in der Gemeinde von Thyatira nur Ausnahme gewesen ist. Bei beiden treten Persönlichkeiten und Stellungen vor Augen, welche beide innerlich schon hohl waren. – Thyatira hat die Macht der Phrase losgelassen, Sardes wird von der Macht der Phrase beherrscht. Thyatira hat etliche lose Geister entfesselt, welche ein Scheinleben sich genügen ließen; aber in Sardes war alles auf Schein berechnet. Wir tun, glaube ich, uns einen recht heilsamen Dienst, wie ein Stahlbad die Nerven erquickt, wenn wir uns gerade unter diesen Brief recht beugen, damit nicht der letzte Ausklang von der Lauheit gänzliche Verlorenheit sein müsse.

 „Der da hat die sieben Geister und die sieben Sterne“, (V. 1) schreibt an die reiche, gottesdienstlich geschmückte Stadt Sardes, als ob über dieser noch die Pracht ihrer früheren Herrscher ruhte, als ob der Glanz der Gottesdienste, die damals gefeiert wurden, ins Christenleben hinübergetragen worden wären. In Pergamus trat der Gemeinde die geschlossene antichristliche Weltanschauung gegenüber; aber in Sardes war das gesamte Christentum bereits ein innerlich heidnisches geworden. Darum