Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Sendschreiben.pdf/95

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mehr weiter frommen will. Wer sich ernstlich aufmacht, von allem Schein sich erlösen zu lassen, jetzt, wo wieder ein Neues anhebt, wer da bittet: Vermähle dich mit meinem Worte, daß es wahr, mit meinem Wunsche, daß er klar, mit meinem Werke, daß es rein, mit meinem Denken, daß es dein sei, – wer so bittet, der soll es erfahren, daß der Herr ihm alles wiedergibt, alles. Ach, was für eine selige Zukunft unserer Gemeinde, wenn die Phrase sobald verschwinden würde, als sie gekommen ist! Wenn ich an jemand schreibe „treu“, so bin ich es; wenn ich schreibe: „ehrerbietig“, so erbiete ich ihm die Ehre; wenn ich schreibe „gehorsam“, so gehorche ich auch. Wenn ich jemand grüße mit dem Gruß des Friedens, so will ich ihm den Frieden geben und schenken. Wenn ich bete, so will ich auch beten, nichts weiter. Wenn ich arbeite, so will ich es ganz tun. Mit einem Worte, was ein Denker dieses Jahrhunderts gesagt hat: „Sei in jedem Augenblick deines Lebens ganz und denke nie an den nächsten Augenblick. Jetzt bist du da, hier und jetzt nur hier, dann dort und nur dort. Das ist die rechte Art, ganz das zu sein, was man sein soll in jedem Augenblicke und an jedem Ort. – Wir wollen um zweierlei bitten: Wenn du in mir Scheinwesen erkennst, o Herr, der du den heiligen Geist, den Geist der Wahrheit auf unser Wesen fallen lässest, daß er es erleuchte, durchdringe, prüfe und sichte, dann gib uns den Sinn, daß wir die Getreuen erkennen und gib uns die Kraft, den Getreuen nachzufolgen. Gib uns den Sinn, in unserer Umgebung die lauteren Elemente zu erkennen, und die Kraft, von ihnen auch zu lernen und ihnen nachzufolgen, damit du nicht einst