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und er ist zufrieden. Die Sünderin, die mit Tränen seine Füße netzte, hat ihr Ganzes gegeben und er nimmt vorlieb damit. Maria hat getan, was sie konnte, ihr Ganzes und darum wird ihr Name genannt bis auf diesen Tag. Darum helfe er uns allen aus Gnaden dazu, daß wir etwas Ganzes, Volles, Bestimmtes werden und tun möchten, und wenn es nicht reicht zu einem bedeutenden Werke, so reicht es doch zu einem kleinen.

 „Mach mein Herz zu einem Garten, drin Gewächse schönster Arten stehn voll Blüt’ und Lieblichkeit; mach es auch zu einem Bronnen, draus ein Bächlein kommt geronnen, fließend in die Ewigkeit!“[1]

 Weil der Herr am Kreuz Wirklichkeit erlebt und erbracht hat, dem Scheinwesen den Tod geschworen hat, weil er alles Halbe, Unerfüllte, alles Gerede, alles Gepränge und Gefühl nicht leiden mag, dafür aber unser Herz ganz begehrt, so laßt uns geloben und bitten: „So nimm denn meine beiden Hände“ – meine beiden Hände, alles mein Wirken und Handeln, die Hände des Gebets, die Hände der Ruhe, die Hände des Schaffens, die Hände, mit denen ich strafe, die Hände, mit denen ich segne, liebe, wirke, „So nimm denn meine beiden Hände, – aufs neue sei Dir’s zugesagt.“ Aufs neue! Daß du mir das Gelübde noch glaubst, das ist mein unbegreiflicher Trost. Aber ich weiß, daß du erhörst und hörst Gelübde, auch solche, die oft gebrochenen Gelübden folgen. Aufs neue! Aufs neue! – Nach vieler Enttäuschung meinerseits und viel unnützen Reden. „Ich will Dich lieben ohne Ende“, Dich, Dich allein! Vordem gehörte ich mir allein, dann gehörte ich mir und dir,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Strophe 7 des Liedes von Angelus Silesius "Großer König, den ich ehre."