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Das zweite Wort Jesu am Kreuz.
(25. Februar 1915.)
Luk. 23, 43. 
Und Jesus sprach zu dem Übeltäter: Wahrlich, ich
sage dir: heute wirst du mit mir im Paradiese sein.


Gemeinde des Herrn!

 In der letzten Betrachtung haben wir unseren Herrn in der Barmherzigkeit seiner Fürbitte und in der Angst seines Mittleramtes gesehen. Er bittet für alle, die nicht wissen, was sie tun. Denn er will das, was sie tun, durch sein Leiden und Sterben bezahlen. Der Zorn, den sie erregen, fällt auf ihn und die Schuld, die sie verwirken, will er bezahlen, das von Gottes Heiligkeit geforderte Opfer will er leisten. Seht, das ist das Lamm Gottes, von Gott für Gott erwählt, das die Schuld der Welt auf sich nimmt, von uns nimmt und völlig tilgt!

 Heute sehen wir unseren Herrn in der Schwachheit seines Leibes, hören ihm eine Beichte armseliger Art zugesprochen und vernehmen aus seinem Munde Losspruch, Gnadenverheißung und Gnadenwerk.

 Wäre der Herr allein gekreuzigt, einsam sein Kreuz über die Welt ragend erfunden worden, so würde die Einsamkeit und Einzigartigkeit dieses Leidens ihm eine äußere Ehre und ein Ruhm gewesen sein. Man würde auf das einsame Kreuz hindeuten als auf eine ganz einzigartige Todesweise und würde um dieser Einzigartigkeit willen

Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Die sieben Worte Jesu am Kreuz. Müller & Fröhlich, München 1918, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Die_sieben_Worte_Jesu_am_Kreuz.pdf/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)