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Das vierte Wort Jesu am Kreuz.
(11. März 1915.)
Joh. 19, 28. 
Darnach, da Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, daß die Schrift erfüllet würde, spricht er: „Mich dürstet.“


Gemeinde Jesu!

 So oft wir das Gedächtnis der Leiden unseres Herrn Christi erneuern, erscheint es uns als ein Geheimnis besonderer Art, daß der Jünger, der den tiefsten Blick in die Herrlichkeit des Herrn getan und mit den zartesten und reichsten Farben diesen Blick uns gezeichnet hat, den Auftrag erhält, die größte Niedrigkeit seines Heilandes der Welt darzustellen. Niedriger noch als das Wort, das wir, so Gott will, in der nächsten Andacht betrachten werden, ist das heute zu betrachtende Wort.

 Wenn ich eine Verteidigung Jesu unternehmen wollte, wie sie jetzt so beliebt sind, Verteidigungen, die weniger den Zweifel bekämpfen als bekennen, so würde ich darauf hinweisen, wie die alten Schriftsteller ihre Helden in größtem Lichte mit weltbedeutsamen Worten, mit weltbewegenden Reden aus der Welt scheiden lassen. Ich würde euch aufzeigen, wie die zwei größten Schüler des athenischen Weisen ihn haben aus dieser Welt gehen lassen mit bedeutsamen Reden über die Unsterblichkeit der Seele. Aber die ewige Sonne geht so unscheinbar zur Neige! Das Wort der Wahrheit ist auch im Sterben echt. Wahrlich, wenn es hier eines Beweises bedürfte, daß Gottes Art keine Anleihe von uns braucht, so würde ich darauf hinweisen,

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Hermann von Bezzel: Die sieben Worte Jesu am Kreuz. Müller & Fröhlich, München 1918, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Die_sieben_Worte_Jesu_am_Kreuz.pdf/43&oldid=- (Version vom 1.8.2018)