Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Worte Jesu am Kreuz.pdf/69

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

da komme, da lasse deine Stimme hören, die Stimme der Leutseligkeit und der Freundlichkeit!

 Ein göttliches Werk – denn es ist von Gott befohlen; ein göttliches Werk – denn es geschieht für Gott, so sagen wir weiter. Was war die große Arbeit des Herrn? – „Alles, was mein ist, das ist dein.“ Was er durch seine Treue erobert, durch seine Güte bezwungen, durch sein Leiden überwältigt, durch sein Sterben erlöst hat, das hat er nicht für sich behalten; er hielt es nicht bei sich wie einen Raub, sondern er gab es zurück: „Alles, was mein ist, das ist dein“. Weil er für Gott arbeitete und sonst für niemand in der Welt, weil er nicht an sich dachte und kein Gefallen an sich hatte und nicht sich in die Wagschale warf und sein Belieben und Befriedung und seine Ehre, sondern weil er des Vaters Ehre suchte, darum ist es ein göttliches Werk. Daß er die Welt, die gottentfremdete, wieder mit Gott verband, daß er die ganze Schöpfungsarbeit Gott des Vaters, die sich von ihm gelöst hatte, um dann in ihrer Freiheit doppelt unglücklich zu sein, wieder erkaufen und erstatten konnte dem, von dem sie ausging und zu dem sie gehört, das war sein Werk und dieses Werk war göttlich. Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er ihm diene, sondern daß er uns diene, indem er uns dem Vater wieder bringt. Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich in ihm selber sonne und an ihm selbst erquicke, sondern daß er abnehme, damit der Vater wachse, daß er zurücktrete, damit der Vater gewinne, daß er nichts sei, damit der Vater alles werden könne.

 Dieses Werk war ein göttliches, so sagen wir weiter, weil es mit göttlichen Mitteln geschah, und es gibt nichts Größeres im Himmel und nichts Heiligeres auf Erden, glaubt es doch, Geliebte, als den hingebenden Gehorsam, durch den es vollbracht wurde und von dem die Epistel des

Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Die sieben Worte Jesu am Kreuz. Müller & Fröhlich, München 1918, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Die_sieben_Worte_Jesu_am_Kreuz.pdf/69&oldid=- (Version vom 1.8.2018)