Seite:Hermann von Bezzel - Die sieben Worte Jesu am Kreuz.pdf/95

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mich denkt, obwohl ich nichts mehr von ihm wissen will, daß er zu mir sich neigt, bis ich wieder etwas von ihm weiß, das bleibt das Geheimnis der Sünde und das Geheimnis der übermächtigen Gnade. Gott sei Dank, der in die Passion unseres Lebens, in seine ungelösten Fragen, in seine selbstgebauten Rätsel das große, selige Geheimnis des Kreuzes Jesu Christi eingegründet hat. Denkt euch, es wären diese sieben Worte aus eurem Leben durch einen Machtspruch der Wahrheit ausgetan; stellt euch nur eine Minute vor, es würde jetzt glaublich mit Manneseid und Mannesehre versichert, daß 1900 Jahre lang die Kirche dem Betruge zum Opfer gefallen sei, und dann fragt euch, ob ihr noch draußen gehen könnt, ob nicht die Erde zu eueren Füßen und der Himmel zu eueren Häupten schwanken müßte! So aber bezeugt es euch ein Diener Christi, ein Mann, der sein Bestes unter dem Kreuz erfahren und sein Schlechtestes unter dem Kreuz gelassen hat, er bezeugt es euch mit der Ehre eines Dieners Jesu Christi und im Vollbesitz einer durch viel Irrungen hindurchgegangenen Erfahrung: „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1. Joh. 5, 20). Wohl dem, der ihm trauet!

Amen.


Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Die sieben Worte Jesu am Kreuz. Müller & Fröhlich, München 1918, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Die_sieben_Worte_Jesu_am_Kreuz.pdf/95&oldid=- (Version vom 1.8.2018)