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Geheimnisse, die die hohen Geister ersinnen und durchschauen, sondern nur ein Wort, welches vom Mitleid geboren und von der Allmacht getragen ist.

 Seht, Geliebte, die zwei Worte nehmt mit in euer Heim, in euer Herz, in euer Leben und in euer Leiden: Es steht geschrieben! und niemand kann dieses Wort zerreißen und zerteilen. Die Wellen steigen an und kehren zurück, aber das Wort bleibt. Sie haben es verspottet und verhöhnt, bezweifelt und belächelt, mit Hohn bedeckt und mit Kritik überschüttet; sie verkünden dir’s jetzt aus den Anschlagsäulen neben dem greulichen Bild des Hexensabbats, daß das Christentum gefallen sei. Aber der im Himmel wohnt, lachet ihrer und der Herr spottet ihrer. Er wird mit ihnen reden in seinem Zorn. Was ist seit Tausenden von Jahren gegen dieses Wort geredet worden! Wie hat man sich bemüht es zu verkleinern: ein dumpfes, ein totes, ein lächerliches, ein armes, ein armseliges, ein betörendes, ein betrügendes Wort. Und doch haben Tausende dieses Wort an ihr klopfendes Herz gedrückt und es mit ihren erkaltenden Fingern umfaßt und haben das brechende Auge darauf gerichtet. Und aus tausend Herzen klingt es noch heute: Wenn Dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn? Mir ist nicht um tausend Welten, aber um Dein Wort zu tun. Wie wunderbar! muß ich manchmal denken, was der hochgelehrte Akademiker schreibt, das ist truglos und was euere Tageszeitung schreibt, das muß gelten – sonst würde es ja nicht gedruckt werden – und die albernsten Einfälle gegen das Wort Gottes haben immer ein gläubiges Publikum, aber dieses Wort soll nicht gelten! Was der Mensch des Augenblicks sagt, darauf schwören viele und was der Gott der Ewigkeit sagt, das gilt ihnen nicht. Die ungereimtesten Worte, wenn sie nur das Wort Gottes verwerfen, werden als ein neues Evangelium gepriesen und das alte Wort wird verachtet!