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 Nimm es in dein Herz und leg es in dein Gewissen: Es stehet geschrieben. Es steht geschrieben. Was Gott in die Zeit schrieb, was Er ins Herz legte, was Er in Schrift gefaßt sein läßt, das bleibt und steht und kann nicht fallen. Denn mit dem letzten Buchstaben fällt der, der ihn schrieb, und mit dem letzten Worte geht der zu Grabe, der es gesprochen hat: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht.“ Und das andere: wenn die Kraft zum Beten weichen und der Ausblick der Hilfe ferne treten will und du kaum die Hände vor den Augen siehst und lauter Nebel und Nacht dich umgibt, dann rufe aus Herzensgrund: weil es geschrieben steht, sprich nur ein Wort; gerade das Wort, das ich brauche! Ich begehre kein großes – das könnte ich nicht fassen, und kein schweres – das könnte ich nicht tragen, und kein leuchtendes – das könnte mein Auge nicht in sich schließen. Aber sprich nur ein Wort, ein einziges, daß ich deines Schweigens verlustig gehe und deine heillose Ruhe nicht ertragen muß. Sprich nur ein Wort!

 Laßt mich nun drei ganz einfache Gesichtspunkte in dieser Abendstunde euch darstellen:

Von wem ist dieses Wort gesprochen?
Für wen ist es gesprochen?
Wozu ist es gesprochen?

 Von wem ist dieses Wort gesprochen? Dieses Wort, wie ihr es hier in eurer Bibel habt. Ihr sagt alle: es ist von Gott eingegeben.

 Habt ihr wohl schon überlegt, was es Großes ist, wenn im Alten Testament die Propheten anheben: So spricht der Herr! In die Nacht des tiefen, dumpfen Schweigens, über die Wellen des bebenden Völkermeeres, in die Zeiten des Verfalles, in die Zeiten des Unterganges, in diese schwere, bange Zeit spricht der Herr! In die Ungewißheit,