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meiner Sünde und aus dem Trost meiner Tage heraus bezeugen: Treu ist Gott und kein Böses an ihm.

 Er will mich nicht täuschen; Er gibt mir nicht einen Stab in die Hand, auf den ich mich stütze, daß er mir durch die Hand gehe und mich verwunde. Er führt mich nicht an einen Irrweg, an dessen Ende der Abgrund gähnt. Er will mich nicht täuschen. Denn wenn dieses Wort trugvoll wäre, was hättest du denn dann? Wer sollte dich dann trösten? Wem solltest du dann trauen? Wer sollte dich halten in deinen Heimsuchungen, wenn das, worauf dein ganzes Herz sich verließ, dich täuschte? Weißt du, was du deiner Seele zumutest, wenn du dir einreden lässest, Gott wolle dich betrügen? Wenn man einem Kinde klar machte, daß seine Mutter es belogen habe und belügen will, so hat man an dem Kinde einen Mord vollbracht und das Kind selbst zum Selbstmorde geistlicher Art verleitet. Und wenn ich es der Gemeinde einreden wollte, daß ihr Gott sie betrügen will, dann müßte meine Zunge an meinem Gaumen kleben und mein Leben jäh auslöschen; denn ich wäre der Mörder der Seelen. Nein, sagt es dem Teufel, der euch betrügen, dem Feinde, der euch täuschen, der Sünde, die euch betören will, sagt es ihr tausendfältig und tausendstimmig: Gott will mich nicht betrügen!

 Aber, so spricht der Feind, Er will es gewiß nicht, aber Er tut es doch; denn Er kann doch nicht alles wissen. Er kann nicht alle Bedürfnisse deiner Seele kennen und dieses Buch ist ja unter einem ganz andern Weltbild geschrieben. Dieses Gerede vom Weltbild hören wir jetzt zur Übersättigung; immer wieder wird uns von dem neuen Weltbilde vorgefaselt, unter dem jetzt die Gemeinde stehe. Ist das Weltbild wirklich ein anderes? Haben vielleicht die großen Entdeckungen des neuen Weltbildes, eure Maschinen, eure großen Werkzeuge eine einzige Seele aus