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Zur Einführung.


Wie habe ich dein Gesetz so lieb! 
Täglich rede ich davon. Ps. 119. 97. 


 Als wir am 24. Juli nach zweijähriger Betrachtung die Offenbarung des hl. Johannes schlossen, da haben wir einander zugerufen, wir wollten nicht um Jahre rechten und nicht mit Jahrhunderten zählen und feilschen, wenn und weil wir wüßten, daß der Herr Christus gesprochen hat: Ja, Ich komme bald!

 Unser Warten ist kein vergebliches und unsere Hoffnung ist nicht Täuschung. Sondern, so gewiß Er einmal in Niedrigkeit kam, um die Welt zu erlösen, so gewiß wird Er einmal in Herrlichkeit wiederkehren, um die Welt zu vollenden.

 Dieses „Ich komme bald“ tönt in den Arbeitsmorgen herein, an dem die Aufgabe so schwer und unüberwindbar scheint, und Er selbst erbietet sich uns zur Hilfe und zur Unterstützung. Dieses „Ich komme bald“ tröstet bei der Hitze des Mittags, wenn man fürchten muß zu erlahmen und seufzt zu erliegen, weil gar keine freundliche Kühlung sich zeigen und nirgend ein Baum Schatten bieten will. Da will Er der Schatten über der rechten Hand und die Erquickung auf dem Wege sein; da will Er seinen Frieden schenken und selbst unser Friede werden.

 Und wenn es Abend geworden ist, Abend im Arbeitstag, Abend im Arbeitsleben, und wenn die Füße dessen, der uns holt und abruft, schon nahen, dann will Er uns über dem Weh des Unerreichten und über dem Jammer des Versäumten trösten: Ich tilge deine Sünde um meinetwillen und behalte deine Missetat nicht. Siehe, Ich komme bald, nicht als Richter, sondern als Retter; nicht als fordernder