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Herr, sondern als heilender Priester; nicht um unser ganzes Leben als inhaltsleer zu zerbrechen, sondern um es selbst mit Gnade und Erbarmen zu krönen.

 Tröstet euch mit diesem Worte untereinander und ruft es euch fleißig zu und erwidert die einmalige Zusage des Herrn Christus täglich mit dem herzlichen Seufzer: Ja, komme Herr Jesu! Meine Seele hält Dir vor Dein Wort und mein Geist bindet sich an Deine Versprüche.

 So lange wir aber noch in der Welt der Sichtbarkeit und Diesseitigkeit wandeln, Er unserer Arbeit geistlich nahe, aber unsichtbar und in der Ferne ist, führen wir unsern Wandel mit Furcht und Zittern.

 Und darum habe ich geglaubt, euch einen Dienst zu tun, wenn ich in den nächsten Bibelstunden den kleinen Katechismus auslege, ein großes Werk, äußerlich besehen und innerlich betrachtet.

 Wie viele Jahre werden wohl vergehen, bis wir äußerlich mit diesem kleinen Büchlein fertig geworden sind! Und wenn wir es sind, haben wir ihm lange nicht genug getan. Aber da wird jemand sprechen: der Katechismus war das Buch meiner Jugend, mit dem ich reichlich gequält wurde, und nun bietest du es uns in den alten Tagen an. – Und andere sagen: der Katechismus hat wohl für seine Zeit hohe Bedeutung gehabt, aber in dem persönlichen Leben unserer Tage trägt er nichts mehr aus. – Und wieder andere werden sich wundern, daß man diesem Buch noch Geschmack abgewinnen kann, dieser altertümlichen Rede. Und es gefallen sich manche Lehrer des Katechismus, die es sich zur höchsten Ehre schätzen sollten, Lehrende des Katechismus zu sein, in harten, abschätzenden Urteilen über denselben und suchen diese aus dem Golde des Glaubens gemünzten Worte und diese mit dem Herzblut geschriebenen Sätze der Jugend, die ihnen anvertraut, nicht teuer, sondern mißliebig zu machen.