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Wandel die Autorität aufrecht erhalten, so sind sie Totengräber der eigenen.

 Wie die Jünger einmal zum Heiland gesagt haben: Wer kann denn selig werden? und der Herr erwiderte: Bei den Menschen ist es unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich; so möchten wir fragen: wer kann erziehen? Wie oft, ach wie oft, haben wir zu den jungen Leuten gesagt: könnt ihr Menschen erziehen? wenn ihnen oft die Unerzogenheit auf der eigenen Stirne stand. Wie oft haben wir sie gefragt: habt ihr auch den Mut ein Haus zu gründen? Ach man kann sehr leicht Bündnisse schließen, aber die Treue zahlen, das ist schwer. Und man kann sehr leicht das Haus sich weiten und vergrößern lassen, aber es sich vertiefen lassen, das ist köstlich und das tut not.

 Ja, wer kann denn erziehen? Nur der Mensch, der täglich bittet: Lehre mich tun nach Deinem Wohlgefallen! Du bist mein Gott, frühe wache ich zu Dir. Wie Rückert einmal sagt: Ein Vater soll an jedem Tag zu seinem Herren beten: Herr, lehre mich Dein Amt bei meinem Kind vertreten! Aber die Erziehung ohne Gebet in der Stille, ohne heiligendes und stärkendes Wort, ohne reinen und ernsten Wandel ist, wie wenn man Disteln und Dornen auf den Acker säen würde: Das hat der Feind getan!

 Ich sage nicht zu viel: die meisten Eltern sind Zerstörer an dem Glück ihres Hauses, Räuber an der Wohlfahrt der Gemeinde, Verräter an dem Heil unseres Volkes, Zerstörer der Ehre ihrer Kirche und das alles, weil sie selbst nicht erzogen sind. Ich schließe diesen Teil der heutigen Betrachtung mit einem Worte Luthers; er sagt: Eltern, ihr sollt sein bei eueren Kindern ein Dreifaches: Richter, Doktoren und Prediger.

Richter, die nach Gebühr urteilen und strafen. Doktoren und Lehrer, die die Kinder recht unterweisen und wohl berichten; Prediger, rechte, wahre Prediger. Wer schenkt