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bewußt und eingedenk ist, desto ernster wird sie auch auf Gehorsam dringen können.

 Es geht der schreckhafte Zug der Meisterlosigkeit durch unsere Zeit: wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche! Man spricht viel vom individuellen Rechte der Dienenden, doch nicht vom individuellen Rechte der Gebietenden. So gehorcht man lieber hundert unsinnigen Einfällen, Wünschen und Launen, ehe man dem ernsten Gebote der Obrigkeit Gehorsam leistet. Da tritt uns der vor Augen, der untertan war allen menschlichen Ordnungen, der, obwohl ein König und Herr aller Dinge, mit seiner Mutter hinabging nach Nazareth und ihr dienete, der dem Kaiser gab, was des Kaisers war, weil Er Gott gab, was Gottes war. Da kommt der vor unsere Seele, von dem der Apostel sagt, daß Er gehorsam war bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuze.

 Und wenn in dir sich die Meisterlosigkeit regt und du nur deinem Willen wirklich Raum gibst und allen anderen außer und über dir in deinen Gedanken verneinst und wenn dir der Gehorsam so entwürdigend, verächtlich und unwürdig vorkommt, dann schau auf den, der gehorsam war für deine Freiheit und dessen Treue bis in den Tod dein Heil und deine Erlösung geworden ist, und wisse: je mehr wir gehorchen, desto mehr werden wir frei!

 Ihr alle, die ihr einst unter der Obrigkeit von Lehrern gestanden seid, habt ihr noch Pietät gegen sie? Gedenket ihr insonderheit der Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben, die nicht um euer Wohlgefallen, wie jetzt die Schule und Kirche dem unreifen Geschlecht zu Dienst und Willen ist und zu ihm herab sich kauert, sondern um euere Seele warben, euch das Kreuz Jesu Christi vor Augen stellten. Insonderheit, gedenket ihr noch eures Konfirmationsunterrichtes in Pietät, die er verdient und braucht? Er war vielleicht nicht anregend, aber er war treu, er war