Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/153

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nicht vielseitig, aber er war echt; er war vielleicht nicht geistreich, wie man es jetzt liebt, und hat vor allen Dingen es verschmäht, auf alle modernen Probleme und auf den Unrat aller Einfälle einzugehen. Aber weil er selbst ein Bild von dem treuesten Herrn ins Herz gefaßt hatte, darum gab er dir nichts Größeres und Besseres als Jesum, den für unsere Sünden Geopferten. Gedenkt ihr noch eueres Konfirmationsunterrichtes? Es würde unsere Damenwelt sich nicht allen neuen Lehren so willig erschließen und nicht allen ungereimten Einfällen einer hoch einhergehenden Kritik so offen sein, wenn sie mehr ihres Konfirmationsunterrichtes wollte eingedenk sein. Denn die meisten unter den Frauen, die jetzt die Zeit erfüllen und beherrschen, haben einen frommen Konfirmationsunterricht erhalten. Sie würden dann nicht da sitzen, wo man über das Wort Gottes eilig hinwegfährt und zu Gericht sitzt über das Wort und Vermächtnis Jesu Christi! Sie würden dann nicht der Lektüre Auge und Herz öffnen, die da von dem einigen Grund wegzieht und das einzige Verlässige im Leben und Sterben bemißtraut. Weil es aber an der Pietät gegen die Vergangenheit fehlt, gegen die ernste kirchliche Unterweisung, darum fehlt es auch an der Pietät gegen den Herrn. Gedenket, so rufe ich noch einmal, gedenket an euere Lehrer, die euch nicht durch allerlei Großes blendeten, sondern die euch das Größte, das Wort Gottes, gesagt haben!

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 Und unsere Männerwelt, in der jeder sich seinen eigenen Altar und seinen eigenen Gott baut und die meisten dem großen Gotte „Unbekannt“ opfern! Unsere Männerwelt, die die religiösen Fragen als eine sich forterbende Schwachheit eines unfertigen Geschlechtes ansieht! Sie würde wohl mehr gesegnet sein, wenn sie eingedenk wäre dessen, was kirchliche Gewöhnung und Unterweisung ihr einst bot! Unsere meisten Gebildeten sprechen grundsätzlich nicht mehr über geistliche und göttliche Dinge; denn sie haben die