Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/169

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Wie verfehlt sind dir Trostgründe, wenn du müde bist? Wie bist du dagegen dankbar für eine einzige kleine Erfrischung, damit, wenn der Leib erquickt ist, die Seele williger ist, den Trost auf sich wirken zu lassen. Darum, geliebte Christen, die wohlfeilste Seelsorge ist wohl die vom Apostel Jakobus beschriebene, wenn du sagst: Gott berate euch, wärmet euch und sättiget euch – und schließt dann das Herz vor dem armen Bruder zu. Es gibt eine solche Seelsorge, die diesen edlen Namen vergiftet und verunehrt, ja ihn geradezu widerlich macht; das ist die Seelsorge der frommen Worte an den Geist, dem aber der Mangel an wirklicher Hilfeleistung für den Leib zur Seite steht. Wie kann ich also meinem Nächsten in leiblicher Not helfen? Erstlich durch die Fürbitte. Wenn ihr euch abends schlafen legt und den Schmerz und die Not des Tages vergeßt und es ist euch an diesem Tage sonderlich wohl gewesen, ihr habt euch vielleicht der Frühlingsschönheit erfreut und von Neuem geschmeckt und gesehen, wie gütig euer Herr ist, dann denkt mit einem einzigen fürbittenden Seufzer aller derer, die der Schlaf in dieser Nacht flieht, die vor Schmerzen des Leibes nicht zur Ruhe kommen, die mit dem Tode ringen und er meidet sie, nach dem Leben begehren und es will sich von ihnen wenden! Betet für die vielen Kranken, die tagtäglich in die Nacht hinüber leiden und ist kein Erretter da! Denkt an die vielen Müden und Gebrechlichen, die nirgend Freundlichkeit und Hilfe finden! Und betet auch für all die Unbewehrten und Unbewahrten, deren Leib auch ein Tempel des heiligen Geistes ist, in der Taufe Jesu Christo anbefohlen; die da auf den Straßen ihres Leibes Leben und seiner Ehre sich begeben, die mit der Gesundheit der Leibes ein frevelhaftes Spiel treiben und wohl gar durch ihren Leib sich ein schnödes Lebensglück verschaffen! Ach, wer denkt, geliebte Christen, an die Kranken, noch mehr an die Gefährdeten, die tagaus, tagein in trübem