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an sich erlaubte Vergnügungen, sagen wir durch den Trunk oder andere Ergötzungen, wie das Rauchen. Aber um den Frieden deines Hauses nicht zu gefährden, diesen faulen Frieden, der darin besteht, daß sich zwei Leute nicht in der Wahrheit verbinden, hast du nicht den Mut, deines Nächsten leibliche Gesundheit zu fördern durch ein ernstes, mahnendes Wort. Was könntest du seinem Leben nützen, wie könntest du ihn herausheben, daß er nimmer in Gefahr käme, wenn du sagtest: halt ein, gib nach, sei strenger gegen dich! Aber du tust es nicht. Und wie könntest du auch fördern, wenn du den Mut hättest, zu untersagen, was unrein und was unrecht ist! Ach, du weißt, daß bis spät in die Nacht hinein dein Dienstmädchen, die Erzieherin in deinem Hause oder eine deiner Töchter unnütze Bücher, Romane, die den Verstand verwirren und die Phantasie vergiften, lesen; sie brechen sich die Zeit vom Schlafe ab und übernächtig und überwacht gehen sie an ihr Tagewerk, müde, matt, verdrossen und vergrämt. Aber damit nicht deine Tochter dir fremd werde oder deine Magd dir ein übles Gesicht zeige, schweigst du. Doch wie könntest du sie fördern mit dem ernsten, mahnenden Worte: tue dieses Buch weg, es verdirbt dir nicht bloß die Seele, es beschwert dir auch den Leib! Aber man sagt dir: du willst kein Vergnügen gönnen. Das nennst du „gönnen“, wenn jemand ins Verderben eilt? Man wirft dir vor: du beurteilst alles zu schwer. Kann man wirklich den ewigen Tod zu schwer beurteilen? Man hält dir vor: du gönnst niemand etwas und seiest eine Verderberin aller Freude. Ist das eine Freude, wenn ein Mensch das blühende Gefilde seines Innenlebens mit allerlei Ungutem zerstört, verwüstet und sein Leben mit allerlei Unreinem verheert? Fördere mit dem Worte! Das gilt besonders den Erziehern unter uns. Jetzt hast du noch Zeit; jetzt kannst du mit deinem Worte noch die Gesundheit fördern, des Leibes Gesundheit und des Geistes Frische.