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die nicht auf Felsen gründen, sondern auf Sand gebaut sind; der Sand verweht und das Bündnis, das ihm sich anvertraute, zerfällt. Hat die Jungfrau, aus lauter Sorge, es möge ihr das vermeintliche nahe Glück entgehen, nicht den Mut zu fragen, wie es um den Glauben steht, so hat sie auch nicht das Recht, nachher über ihre mißglückte Ehe zu klagen. Ich gehöre nicht zu den Phantasten und Fanatikern, wie jener hochbedeutende, längst schon heimgegangene katholische Priester, der ein Buch schrieb mit dem Titel: Der Giftbaum der Mischehe. Aber ich kann nicht leugnen, daß ich, wo ich noch um Rat angegangen worden bin und noch angegangen werde, vor jeder Mischehe warne. Es ist ein schweres Joch, das sich beide Brautleute hiebei auflegen. Meint es jeder Teil ernst mit seiner Kirche, so ist es ein Weh, wenn man am Altar sich scheidet: du gehst rechts und ich muß links gehen. Und wenn sie es nicht ernst mit ihrer Kirche nehmen, sondern sich mit allgemein religiösen Vorstellungen begnügen, so mag das für die ersten sonnigen Tage, Wochen, vielleicht Jahre genügen. Aber wenn die schwarzen Wolken am ehelichen Himmel aufsteigen, wenn das Gewitter naht und die Mißverständnisse gehen an und man kann nicht mehr mit einander beten, dann kann man nicht mehr füreinander beten. Dann wird die Ehe weihelos und würdelos, arm und friedeleer. Warum gehen so viele unserer jungen Männer, so viele unserer Jungfrauen eine Mischehe ein und fragen nicht darnach, daß Übereinstimmung in den höchsten Fragen und Angelegenheiten erste Vorbedingung wahren Eheglückes ist? Weit wichtiger aber als die konfessionelle Differenz – ob katholisch oder protestantisch – als der Unterschied in der Glaubensanschauung, ist die Frage: liebt der Erwählte des Herzens Jesum Christum und in ihm Gott? Wenn du, o Jungfrau, den Spötter heiratest, weil du hoffst, du werdest ihn bekehren, so sage ich dir: er wird dich verderben!