Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/185

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Und wenn du dem lächelnden Skeptiker die Hand reichst in der törichten Meinung, dein Glaubensleben werde ihm zum Heil gereichen, so irrst du dich. Seine Kälte und Gleichgültigkeit wird deiner Halbheit und Lauheit Feuer ersticken. Aber man frägt nicht mehr darnach: wie stehst du zum Höchsten? sondern man frägt nach Stand, Ehre, Ansehen, nach Vermögen, Geld und Gut, vorsichtigerweise auch noch nach der Verwandtschaft oder Krankheiten in dieser; aber ob man mit Gott verwandt sei und der höchsten Ehre, des christlichen Rittertums, teilhaftig sei und ob man für Jesum eine Mannesehre einsetzen wolle, darnach fragt man nicht, das schickt sich nicht. Aber das schickt sich dann, daß man in der Ehe zuerst füreinander, dann nebeneinander, dann widereinander und gar bald ohneeinander des Weges zieht, mürrisch, verbittert, enttäuscht und verdrossen; der Mann mit der schnöden Klage: das Weib, das du mir zugesellt hast! – und das Weib mit dem bittern Worte: ich fühle mich nimmer verstanden! Und ein weiteres: hat wohl die Tochter, als sie dem Manne folgen wollte und ihm Hand und Herz erbot, auch die Eltern gefragt? Es ist mir so verwunderlich gewesen, wie mir ein Vater, als ob es gar nichts wäre, mitteilte: mein Sohn hat mich zu Weihnachten mit seiner Verlobung überrascht. Der Vater war sehr verwundert, daß ich über eine solche Überraschung überrascht sein konnte, weil man eben noch von der alten Meinung beherrscht ist, daß nur der Eltern Segen der Kinder Häuser bauen könne. Warum fragen die Kinder nicht mehr die Eltern? Weil sie keine Einrede mehr wünschen, keines Rates mehr bedürfen, keine Fürsorge mehr wollen: gib mir das Teil meiner Güter und ich gehe hin! Ihr wißt aber schon, wer so sprach. Es war der verlorene Sohn. Und ein Drittes: hat eine Jungfrau das Recht, oder nicht vielmehr die Pflicht, den Mann, der sie mit Leib und Seele begehrt, auf Manneswort und