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und Unrast und Unruhe, der Mittag kommt herauf ohne Würde und Weihe und wenn die Abendglocken läuten, kann man nicht mehr zu den Füßen Jesu niedersinken: ach nimm des Tages Last von mir! Und in die Nacht träumt man gebetslos, aber nicht wunschlos hinüber. Die Kirchenglocken läuten am Sonntag; aber die Kirchenpforten öffnen sich vergebens für diese Eheleute und der Altar lädt umsonst ein: Kommt, es ist alles bereit! So verarmt das Leben in sich und so verkommt es an sich.

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 Ich wende mich nun an euch, die ihr nicht oder noch nicht in der Ehe lebt. Vielleicht hat mancher unter euch gedacht: was soll ich mit all dem anfangen, was uns jetzt bezeugt ward? Würden wir mehr für diesen hohen, heiligen Stand der Christenheit beten, so wäre es vielleicht nicht besser, aber unsere Schuld wäre geringer. Die Schuld an all, all diesem großen Elend unseres Volkes, unserer Kirche – in Deutschland allein zählen wir jährlich an 10000 Ehescheidungen – trägt unsere Gebetslauheit! Ach, wie viele Ehen werden ein oder zwei Jahre nach ihrer Schließung wieder geschieden! Und auf die Frage, wie es denn so kommen mußte, folgt die Antwort: wir haben uns nie recht verstanden. Habt ihr denn auch füreinander gebetet? Ach, ich will nicht andeuten, ich kann es nicht andeuten, in welches Grauen der Nacht, in welche Schmach der Sünde, in welche Entweihung des Geschlechtslebens unglückliche Ehen hineinblicken lassen. Es ist so, daß man den Glauben an die Menschheit verlieren, und verwünschen möchte, je eine Mutter gehabt zu haben. Warum beten wir nicht mehr für die Eheleute und warum denken wir nicht mehr an die vielen, die zum Altare gehen, daß der Herr ihren Bund weihe? Wenn aber eine Ehe wirklich, – laßt mich auch einmal die Lichtseiten dankbar preisen – wirklich in Gott geschlossen ist, daß der Herr Jesus der erste Gast war, der allen Mangel mit Wohltat aufwog und die