Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/194

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der Gemeinsamkeit am Ende, nun wandelt der eine daheim und der andere noch in der Fremde und es hebt nun das bitterste Weh an, das bitterste, weil so viele Jahre füreinander und nun allein: dann zeigt es sich, ob eine Ehe vor dem Herrn geschlossen und in ihm geführt ward. Denn Er wendet sich zu dem einen und spricht: Ich will euch nicht Waisen lassen, Ich komme zu euch! Und zu dem andern: Über ein Kleines und ihr sollt euch Wiedersehen und euer Herz soll sich freuen und diese Freude soll niemand von euch nehmen. Sagt, ob das nicht eine glückliche Ehe war, wenn man so merkt, wie manchmal Menschen an und in der Ehe gewinnen! Wenn aus schüchternen Kindern tatkräftige, willensstarke und ihre Eigenart doch nicht verleugnende Frauen geworden sind, wenn man sieht, wie unter den Stürmen, die keiner Ehe erspart sind, und in der Glut der Sonne, die über jeder Ehe heiß brennt, Herz und Gemüt gestärkt und doch nicht vergröbert worden sind. Dann dankt man Gott für solche gute Gabe. Liebe Christen! Und wie soll es denn werden, wenn sich Eheleute nimmer verstehen? Sie wollen auseinandergehen und rufen dich zu Hilfe und bitten um deinen Rat, was kannst du dann tun? Vor allen Dingen: nimm dir viel Zeit um beide Teile anzuhören und erbitte dir viel Weisheit, um beide Teile zu verstehen. Wenn sich ein Sonnenstrahl zeigt, als: ich wollte gerne, daß es wieder anders würde! so laß diesen Sonnenstrahl wieder herein in Haus und Herz und begütige. Es gehört zu den seligsten Freuden der Christenheit und des Christenlebens, wenn man zwei Menschen wieder zusammenführt, Mißverständnisse ausgleicht, Mißhelligkeiten vergessen läßt und das Wort einpflanzen kann: „In Jesu Christo wird alles wieder neu.“ Ich habe es auch schon erlebt, daß Ehen in den ersten Jahren kaum erträglich waren und später wirklich reich an Gabe und Geist wurden, weil treuer Rat guten Willen fand.