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Ihr wißt nicht, wie ihr in Gelegenheit kommen könnt, hier zu helfen, und vielleicht verschmäht ihr den Rat nicht, der gut gemeint ist. Wir Männer helfen bei ehelichen Zwistigkeiten zumeist den Frauen und nach einem tief begründeten Gesetz helfen Frauen den Männern, als wollten sie sagen: wären wir an deines Weibes Statt gewesen, so wäre es besser gewesen. Hier muß man alle persönlichen Stimmungen bekämpfen, schlecht und recht tragen, reden, helfen, trösten. Wenn die Ehe aber aufgelöst wird? Wann wird nach der Lehre Jesu Christi des heiligen Gottes, der nicht unerträgliche Lasten auflegt, eine Ehe getrennt? Wenn sie durch Untreue der beiden Teile oder des einen Teiles schon getrennt ist. Wenn der Ehemann Herz, Liebe und Gunst, Ehre und Gewissen einem andern Weibe anvertraut, so ist die Ehe zerrissen vor Gott und vor der Welt. Ja der Herr Jesus sagt: Wenn ein Mann mit unreinen, begehrlichen Blicken ein ander Weib ansieht, so hat er die Ehe bereits gebrochen. Hier soll man nicht zumuten, daß die auf den Tod verwundete Frauenehre verzeiht. Man kann es erbeten, man kann es wünschen, man darf es nicht fordern. Wenn ein Weib im Todesröcheln gesteht, daß sie durch Jahre ihres Mannes Untreue getragen hat, der sich nicht entblödete, fremden Weibern nachzulaufen, so soll man solch armem Weibe nicht zumuten, daß es seine Ehre mit Füßen treten lasse, und der Herr gibt es frei. Der Mann ist ihr gestorben, er ist für sie tot. Wenn er aber wieder käme und bäte: es reut mich sehr, vergiß und vergib! wenn er käme, wie der verlorene Sohn, aus Taumel und Armut heraus heimkehrend: Ich bin es nicht wert, daß ich dein Gatte heiße! – dann siebenzig mal sieben mal – schmücke dein Haus, heilige dein Herz, gib deinen Willen noch einmal gefangen, wage es! Der Herr wird solches Wagnis segnen! So würde ich sagen.

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 Noch schwerer ist’s, wenn ein Mann seine Treue verachtet