Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/196

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sieht, wenn er merken muß, wie das Weib seiner Wahl, dem er sich und all das Seine rückhaltlos anvertraute, eigene, falsche, wilde Wege geht. Dann mute ihm nicht zu, daß er, der Schwergetäuschte, alles vergebe! Das Weib ist tot für ihn. So es aber käme und sagte: ich finde keine Ruhe mehr in meinem Herzen und keinen Frieden mehr in meinem Leben, ich habe tausendmal an dir verdient, daß du mich verstößt, aber um Jesu willen nimm mich noch einmal auf! – dann wolle er alles vergessen um der Gnade willen, die er in der Todesstunde begehrt, und soll es noch einmal wagen, es wird ihn nicht gereuen. So, wenn die Ehe aus dem gemeinsamen Martyrium ein Sanktissimum wird, heiligt und heilt das gemeinsame Martyrium. Das wollte ich vom Leben vor der Ehe und in der Ehe sagen. Vielleicht segnet Gott diese Worte, die von dem schweren Leid und von einer hohen Freude sprachen und gebe euch die Kraft, manchmal für die Eheleute zu beten. Wenn so am Sonntag von den Kanzeln die Verlobten verlesen werden – nicht gerade feierlich und fein – und die Gemeinde dann aufgefordert wird, mit Fürbitte zu tun – o, wie viele leisten dann wohl dieselbe? Aber du vergiß es nie! Wenn du in der vierten Bitte für das christliche Haus betest oder gar in deiner Verwandtschaft eine unglückliche Ehe kennst – wohl kein Verwandtenkreis ist ohne eine solche – dann menge dich nicht hinein und rede nicht viel mit Menschen darüber, aber wende dich an Gott und flehe zu dem Herrn: heile, verbinde, vereine, segne; denn du kannst es machen, daß das Haus wieder froh werde! Geliebte Christen! Das waren einige Gesetzlein und Worte für solche, die in der Ehe leben wollen und leben. Der Herr schenke uns, daß wir, die wir zumeist nicht in der Ehe leben, aus der nächsten Betrachtung das schöpfen, was wir brauchen, um keusch und züchtig in Gedanken, Worten und Werken leben zu können. Betet darum, daß in der nächsten