Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/20

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Erstes Gebot I.
Ich bin der Herr, dein Gott!

 So spricht der Herr, der König Israels und sein Erlöser, der Herr Zebaoth: Ich bin der Erste, und Ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott. Jes. 44, 6.


 Wir sind mit den eben gehörten Worten, den ersten, die wir überhaupt in der Schule gelernt haben, als der erste Religionsunterricht bei uns begann, in das selige Heiligtum der Gewißheit aus all dem Vergänglichen und den Wandelwegen des Ungewissen und Unsicheren, des Vielleicht und des Zweifels wieder heimgekehrt. Wie der Sohn in der Fremde, nachdem er die Gabe des Vaterhauses vergeudet und die letzte Erinnerung an das Vaterhaus und Vaterherz zu verlieren Gefahr lief, noch in der entscheidenden Stunde sich aufmachen und zu seinem Vater gehen wollte, so wollen auch wir, wie uns das Leben geführt und welche Narben es bei uns hinterlassen und was es an Gedankenträgheit und Gedankenarmut und Zerrissenheit bei uns geschaut hat, hinlegen und aufgeben. Und wie wir als Kinder nach wildem, wirrem Spiel uns zur Mutter flüchteten, um an ihrem Herzen zu rasten, so wollen wir wieder nach mühevollem Spiel des Lebenstages und nach der Bitternis des Vielbegonnenen und Wenigerreichten heimkehren und sagen: Laß mich hören Freude und Wonne und nach allem Vielleicht und unter den tausend Etwa die Stimme mich vernehmen, die mich einst so trost- und machtvoll umtönte, die mir die Glockentöne der Heimat näherbrachte, die an Weihnachten mich umglänzte und mit