Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/205

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worden, aber solche Dinge verdienen der öfteren Erwähnung, daß Karl August von Weimar, der hohe Gönner Schillers, Goethes, Herders und Wielands, einmal vor jungen Offizieren unerhört schmutzige Witze erzählte. Niemand wagte dem Fürsten zu entgegnen. Da erhob sich der Freiherr von Stein, der Verneuerer evangelischen Lebens und deutscher Ehre vor jetzt hundert Jahren, und sprach: Ich halte es für ungeziemend und unwürdig, daß ein deutscher Fürst vor jungen Offizieren solche Reden führt! Der hat seinen Herrn bekannt vor den Menschen und Gott wird ihn auch kennen. Wenn wir nicht den Mut haben gegen diese ausgeschämten Reden, gegen diese schlüpfrigen Späße, die das Weib zum Tiere herabwürdigen, aufzutreten, so haben wir das Recht, uns Volksfreunde zu nennen, verwirkt. Und wenn ein Mann nicht den Mut hat, gegen solche Gemeinheit zu zeugen, so rede er nicht davon, daß er seines Volkes Bestes will! Aber ist nicht auch in unsere gebildete Frauenwelt manch schlüpfriges Wort gekommen? Die Dame von Bildung, die über ihre Magd errötet, welche einen Fehltritt getan hat, liest ungute und schlüpfrige französische Frivolitäten. In manchen Kreisen, in denen man das Christentum in Erbpacht genommen zu haben wähnt, gefällt man sich im Schwelgen in losen Büchern und Witzen und Bildern. Man nennt es Kunst und es ist Verderben; man nennt es Unterhaltung und es ist Zerstörung. Nehmt euere Worte in Zucht, daß über jedem Worte, das über solche Dinge geredet werden muß – eine Mutter muß mit ihrer Tochter über solche Dinge vor Gott reden, nicht zur Aufklärung tut sie es, sondern um der Seelsorge willen –, daß über jedem solcher Worte eine heilige Weihe liege, die nicht sträfliche Neugierde erweckt und unheilige Lust. Darum bittet Gott, daß euer ganzes Wortleben, eure Rede, euere Lektüre rein, ernst und wahr sei. Ihr könnt es selbst ermessen: wenn irgend ein Buch,