Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/206

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es heiße, wie es wolle und von wem es auch sei, euch zur Arbeit unfähig, unlustig macht, euch zerstreut, schläfrig und schlaff im Willen, ungut und ungelaunt zur schlichten Tagesberufstätigkeit werden läßt, so ist es Gefahr. Alles, was der Seele zur Tändelei wird, hält sie auf, dem schmalen Wege nachzugehen. An Naschwerk hat sich mancher Christ schon vergiftet. Und was ist es, o Seele, wenn in einsamen Stunden die Gestalten deiner Lieblinge, die Worte und Werte deiner Lektüre, die Persönlichkeiten, die deine Helden geworden sind aus deinen Romanen, vor dein Krankenbett treten und fragen: kennst du mich? willst du mich noch? soll ich dich ins Grab und übers Grab begleiten? Sollen die Gestalten, die euch aus loser Lektüre sich einprägten oder aus unguten, schlüpfrigen Theaterstücken euch entgegentreten, sollen diese schwankenden Gestalten euch vor den Thron des Höchsten begleiten, daß sie ihm bezeugen, womit ihr euere Worte bereichert und euer Leben verklärt habt? Ich neide niemanden, was ihm gut ist und Vergnügen bereitet. So ernstlich ich für meine eigene Seele Behutsamkeit üben möchte, so gerne bin ich bereit, anderen das zu gönnen, was ihnen vielleicht weniger schaden würde als mir. Aber doch möchte ich alle, die es hören wollen, bitten: fragt euch doch bei jedem Theaterbesuch, ob er nutzbringend und gut sei! Die ihr Vergnügungen, erlaubte an sich, – der evangelische Christ hat darin ein großes, freies Feld, auf das er sich mit Christo begeben kann –, die ihr solchen erlaubten Vergnügungen nachgeht, überlegt es euch wohl, ob sie euch näher zu euerem Herrn bringen! Wer nach einem solchen Vergnügen ein sorgenschweres Herz und ein Gefühl der Reue hat, tut wohl daran, wenn er seine zarte Seele nicht zu derlei zwingt.

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 Und endlich: reinigt euere Werke! Alles das, was nicht vor Gott bestehen kann, all der Schmuck des äußeren Lebens, all der Zierrat des äußeren Scheines,