Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/209

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Siebentes Gebot I.
Du sollst nicht stehlen!

 Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unsers Nächsten Geld oder Gut nicht nehmen, noch mit falscher Ware oder Handel an uns bringen; sondern ihm sein Gut und Nahrung helfen bessern und behüten.

 Es ist aber ein großer Gewinn, wer gottselig ist, und lässet sich genügen. Denn wir haben nichts in die Welt gebracht, darum offenbar ist, wir werden auch nichts hinausbringen. Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so lasset uns genügen. 1. Tim. 6, 6–8.


 Die letzten Betrachtungen haben uns in das Geheimnis des Hauses und der Familie geführt und uns gezeigt, wie Eheleute leben sollen und wie Christenleute ihr Leben führen möchten, die entweder in der Ehe leben, gelebt haben oder in der Ehe leben könnten, wenn sie wollten. Wir sind hineingeführt worden in das Geheimnis der sittlichen Reinheit, der Zartheit, mit der man seiner Seele warten und der Sorgsamkeit, mit der man auf das ewige Leben sich bereiten soll. Das siebente Gebot läßt uns einen Blick in die Pflichten gegen das irdische Gut tun, so daß die erste Frage in dieser Abendstunde ist: wie steht denn der Christ zum irdischen Gut? In der Zeit vor Christi Geburt hat eine falsche Richtung unter den Heiden, der Stoizismus, das irdische Gut schlechthin als etwas Unrechtes und Gefährliches bezeichnet: was von außen her an den Menschen komme, verderbe und verwirre ihm den Sinn und Willen. Und eine gewisse Richtung auch in der Kirche Christi hat die Flucht vor dem irdischen Gut und dessen Verachtung