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dem ersten Grün der Osterfreude mich begrüßte. Laß mich wieder hören das Wort, Dein Wort: Ich bin!

 Wir stehen alle an Gräbern und das letzte Grab, vor dem wir zurückschauern und das immer klarer, schärfer umrissen sich uns auftut, ist das eigene. Wir haben Liebe begraben, die Täuschung war, Vertrauen begraben, das uns betrog und haben Hoffnungen zu Grabe geleitet, deren keine wert war, je unser Herz zu bewegen. Und dann sind die Menschen herangetreten, mit denen wir eine Weile gingen und dann verließen sie uns und fragten nicht mehr darnach und endlich merken wir, es wird ernst, es ist dir gesetzt, Mensch, zu sterben und dann – das Gericht. Diese zwei Gewißheiten bleiben dir von deinem Leben: ein großes, heiliges Ende, das dir dein Gott verordnet, und deine schüchterne Antwort auf Gottes Gebote.

 Aber weil wir so vom Scheiden zum Abschied und vom Abschied wieder zum Scheiden gehen, weil über all unsern Festen der leise Hohn Gottes ruht, daß Er die Menschen eine kleine Zeit spielen und sich freuen und sich anfeiern läßt, bis Er dann mit einer einzigen Handbewegung den ganzen Ertrag jählings versenkt, klingt es aus der Tiefe unseres Herzens, das mit tausend ehernen Banden und mit Myriaden seidener Fäden an das Leben gebunden ist, „Laß mich hören Freude und Wonne, sprich mir endlich: Du Meister des Raubes, Du König der Vernichtung, Du Gewaltiger, der alles zerstört, sprich mir endlich von bleibenden Gütern und überragenden Größen!“

 Und Er wendet sich zu mir so einfach, wie Er dem armen Knechte erschien, als ihn seine Mutter verbergen und sein Vater verlassen mußte, der in der Wüste keinen Freund und nirgend eine Heimat hatte; und mit dem allerschlichtesten Worte, mit dem Er den armen Hirten draußen in der Einsamkeit der Wüste das ganze Herz erquickte, mit dem Er das brechende Auge seines treuesten Propheten himmlisch