Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/216

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das war sein Schatz, sein Reichtum und sein Glück. Es ist etwas furchtbar Ernstes: der reiche Mann im Evangelium ist nicht wegen seines Reichtums verworfen und Lazarus nicht wegen seiner Armut heimgebracht worden, sondern der Eine wurde, weil er arm war, verworfen und der Andere, weil er reich in Gott war, angenommen. Wenn du merkst, – und du merkst es bald, denn Gott zeigt es deiner Seele –, daß du an irgend einem Erdengut hängst, dann mache dich frei, und wenn es dir noch so schwer wird! Gib aus, gib hin, opfere, zähle nicht; wenn irgend ein Wertstück dein Herz besonders in Beschlag nimmt, verfüge bei deinen Lebzeiten darüber, schenke es weg; es ist dir besser, du verlierst es hier, als es zerstört dich dort! Du merkst es – und Gott ist treu, daß Er’s dich merken läßt –, wie allmählich größerer Besitz, größerer Gewinn deine Seele umdüstert. Brich durch! Bleibe in der Armut, bleibe in der Anspruchslosigkeit, laß nicht über dich herrschen, was dir nur dienen darf! Überschätze es nicht, sonst bricht es dir das Herz! Denn wo dein Schatz ist, da wohnt dein Herz! Wehe dem Menschen, der an Erdentand sein Herz verlor!

.

 Aber freilich, unterschätze es auch nicht! Es ist etwas Gutes, wenn dir der Herr äußeren Besitz gibt. Er meint es treu. Er erlaubt dir, daß du dein Leben schmückst. Es ist ja sein Schmuck, mit dem du den Tag zierst und seine Gabe, die dir die Stunde erleichtert. Unterschätze es nicht! Es ist etwas Großes, wenn der Herr dich von äußeren Sorgen frei werden läßt, damit du ganz auf deine Seele achtest. Unterschätze es nicht, wenn der Herr so freundlich ist, daß Er dir jeden Tag den Tisch deckt und dir immer wieder gibt, daß du habest zu geben. Die Geringschätzung irdischen Besitzes ist auch Sünde, weil sie Undank gegen den ist, aus dessen Fülle ich Gnade um Gnade, auch für die Erde, nehmen kann. Hat er dir nicht die Rose an den Weg gestellt, damit du ihrer dich freuest? Hat er nicht die