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ihm das, was Gott ihm gönnte, mischen sich in das Glück des Nächsten, um es zu zerstören: wird es noch lange währen? steht es auf gutem Grunde? ist es wirklich so, wie du meinst? hast du wirklich dieses Glückes Grund erfaßt? Und der Nächste wird nun trüb und traurig. Er ist froh gewesen, ehe du kamst, und indem du scheidest, ist ihm das Herz beschwert. Das heißt man mit Worten ihm nehmen, statt daß man mit ihm dankt, ihn danken lehrt. Man wird nicht frei, wenn man sich nicht mit ihm freuen und mit ihm danken kann, wenn man nicht ohne allen Neid den Segen sehen kann, den Gott auf des Bruders oder Nächsten Haus legt. Lehre ihn danken, vereine deinen Dank mit dem seinen und du machst ihn reicher als er war, da du kamst! Und dann behüte uns Gott der Herr davor, daß wir dem Nächsten sein Geld oder Gut mit Werken nehmen! Ach, es gibt gar manche Formen, unter denen man Geld oder Gut des Nächsten nimmt: leichthin etwas entlehnen, Sorglosigkeit gegenüber anvertrauter oder geborgter Habe, Untreue gegenüber dem, was uns anvertraut ist; es braucht nicht äußerlicher, grober Diebstahl zu sein, man kann dem Nächsten auch Geld und Gut stehlen, indem man es nicht bewahrt, es schädigt und verringert. Wieviel hat dir vielleicht dein Nächster gegeben: du darfst dies oder jenes Stück seines Eigentums benützen, er hat dir über dieses oder jenes Buch ein Recht eingeräumt, läßt dich an allerlei teilnehmen, an Dingen, die dir sonst verschlossen blieben. Doch du bist nicht scheu, sorgsam und zart. So hast du deines Nächsten Geld und Gut genommen.

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 Pfingsten zieht herauf, mit ihm die Gabe des heiligen Geistes, der der rechte Zeitgeist ist in jedem Menschen, das rechte Urteil auch über ihre irdische Dinge gibt. Wir wollen ihn bitten, daß Pfingsten nicht über unsere Häupter und Häuser hinwegziehe, wie eine leichte Wolke, die nicht bleibt, sondern ihn angehen: o heiliger