Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/232

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räume das Schwere aus der Seele, damit du heimkommst und Frieden hast! So sollen wir das siebente Gebot betrachten und betrachten lehren! Wie wäre es, wenn du, arbeitgebende Frau, heute nach dem Feierabend mit deinen Dienstboten einmal freundlich reden wolltest, weil sie auch Erben der Seligkeit und von Christo teuer erkauft sind, und ihnen einmal vorstellen würdest, wie sie fehlen gegen das siebente Gebot durch Untreue und Säumigkeit? Sage ihnen aber auch, wie du gegen das siebente Gebot gefehlt hast! So arm ist selten ein Mensch, daß ihn nicht ein Gruß und Hauch der freundlichen Barmherzigkeit berühre und ein Geständnis der eigenen Sünde entwaffnete. Ihr Arbeitgeber, denkt euch in die Seele euerer Untergebenen und dadurch ist die große Schwierigkeit der sozialen Frage gelöst! Unsere Besitzenden haben Buße gepredigt, aber nicht sich selbst; sie haben zur Einfachheit ermahnt, aber nicht ihrer eigenen Seele; sie haben den Arbeitnehmern ihre Pflichten ernstlich eingeschärft, aber die eigenen Pflichten vernachlässigt. Und nun sind die Gegensätze so schroff, daß Menschen sie nicht mehr beseitigen können. Laßt mich schließen! Die soziale Frage beginnt in deinem Haus, in deiner Kammer, in deinem Gelaß, in deinem Herzen. Wenn du heute abend dich deinen Dienstleuten freundlich zuwendest, morgen dem Arbeitnehmer ein gutes Wort gönnst, dem Lieferanten seine Gebühr zur rechten Zeit gibst, den Bettler begrüßest und das schlichte Almosen mit einem freundlichen Wort und Blick ihm würzest, hast du mehr zur Lösung der sozialen Frage beigetragen, als wenn du bis zur mitternächtlichen Stunde einer Sitzung darüber angewohnt hättest. Rat, Debatte, Vorschlag ist’s übergenug. Wir wollen mit Christo handeln, das wird das Beste sein. Und der Herr, der Gold und Silber die Menge hatte und doch nicht wußte, wohin Er sein Haupt lege, der Herr Jesus, den sie um etliche armselige Silberstücke verraten und verkauft haben, und der