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im Garten einsam litt und stritt, und das ist der Mond, der da die Erde erleuchtete also, daß man seines heiligen ernsten Leidens Spuren sah. Und derselbe Mond scheint mir und die alten Sterne zeigen auch mir den Weg.

 Da wird man erfüllt von einer gewissen Sicherheit, von Ruhe und beständiger Hoffnung. Der da gesprochen hat: „Ich bin es,“ heißt alle, denen die Vergänglichkeit ein Grauen ist und die des Todes Schrecken mit eherner Gewalt anfaßt, zu ihm sich flüchten als zu dem Herrn aller Zeiten und dem Könige aller Vergänglichkeit.

 Ich bin der Herr, dein Gott!

 Also, Er braucht mich nicht, daß Er vielleicht mit kosendem Worte, weil jetzt seine Anhänger selten werden, nach mir ausblickt, ob ich ihm vielleicht noch mein dürftig, ärmlich Opfer darbrächte. Ist Er vielleicht der Gott, der, weil jetzt die Massen von ihm weggelockt werden, um eine Schar von Frauen und etliche armselige Männer mit gebrochenem Rückgrat wirbt, daß sie wenigstens ihm ihren Dank noch stammeln. So lest ihr es wohl da und dort und so vernehmt ihr es auch: der alte Gott ist opferbedürftig um zu leben.

 Doch mit souveräner Gewalt spricht Er: Ich bin der Herr. Nicht, daß du mich hättest gerufen, Jakob, oder daß du um mich gearbeitet hättest, Israel. Mich hast du mit dem Fett deiner Opfer nicht gesättigt.

 Nein, Christen, macht euch von diesem Wahne los, als ob Er in einer Sekunde deiner oder meiner bedurft hätte. Denn Er ist in sich selbst genug, völlig selig, völlig abgeschlossen, ganz in sich reich, ohne daß er irgend einer Sache bedürfte. Denn wenn Er meiner bedürfte und ich käme nicht zu ihm, bliebe Er ja ewig bedürftig.

 Christen! Und wenn die ganze Welt und sein ganzes Weltwerk zerscheiterte und keiner heimkäme, seine Seligkeit wäre dadurch nicht getrübt. Sondern, wenn Er spricht: