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ist der, der dir etwas ist, so daß dir alles andere nichts mehr ist. So soll dir Vater und Mutter, Weib, Mann, Lieb, Treu, Gut, Ehre, Glück und Gunst, alles nichts sein, weil Er dir das Etwas deines Lebens, das Große, das Überwältigende, das, was sage ich, das einzig dein Leben Ausfüllende geworden ist.

 Und wenn dir noch etwas außer Gott etwas bedeutet, so bist du eben nicht in Gott. Und wiederum sagt Luther – im großen Katechismus: Gott und höchstes Gut sind innerlich beisammen. Ich bin der Herr, dein höchstes Gut!

 Diese kurzen Worte mögen uns heute genug tun. Vielleicht haben sie doch da oder dort eine Frage geweckt: ist Er mir wirklich noch etwas? Oder könnte ich ruhig meine Straße ziehen, wenn Er und weil Er mir nichts ist? Ist Er mir wirklich etwas, nach dem ich verlange von einer Morgenwache bis zur andern? Oder ist Er mir nur ein Begriff, der mich durch Jahre gequält hat? Ein hartknochiger Katechismusunterricht hat mir diesen Begriff eingequält und dann bin ich immer wieder an ihn herangezwängt worden. Ist dieses Etwas so dein Herz ganz erfüllend, wie es am Eingang des großen Katechismus heißt: Gott, Herz und Glaube, die gehören zusammen. Gott, Herz und Glaube! Ist es so bei dir, daß Er dir das Eine geworden ist, für das du lebst, weil du von ihm lebst, an das du denkst, zitternd, manchmal zagend, aber im tiefsten Grunde doch mit der fröhlichen Sicherheit: Er kennt die Seinen. Siehe, das Eine nimm mit in deine Arbeit. Wie klein ist die Welt mit Gott in ihren Ängsten; wie groß ist die Welt mit Gott in ihren Gaben! Wie klein ist die Welt mit all ihren Rechten; wie groß ist die Welt mit all ihren Pflichten!

 Wie wird mir der kleinste Dienst so wichtig: Ich bin der Herr, dein Gott! Und wie wird mir das größte Lob der Menschen so kleinlich: Ich bin der Herr, dein Gott. Wie