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Licht und Freude den frommen Herzen. Und dann weicht die böse Angst und die schlimme Lust und du sprichst: Ich bete an die Macht der Liebe. Es gibt kein anderes Mittel gegen die böse Lust, als den Dank, den ehrlichen, unablässigen Dank, der die verborgenen Brunnen der Erinnerung aufschließt und die verschlossenen Quellen des Lebens rauschen läßt und nicht müde wird zu mahnen: Vergiß es nicht, was Er dir Gutes getan hat! Es gibt kein anderes Mittel gegen die böse Lust, gegen die harte Gier, gegen den das Leben verzehrenden Neid, als den einfachen, herzlichen Dank: Du führest mich auf rechter Straße um Deines Namens willen.

 Ja, es gibt aber doch so viele Menschen, die so schwer geführt werden? Mein Christ, denken die nicht daran, vor wie vielem sie behütet sind, und daß die Dornen, mit denen Gott ihren Lebensweg eingesäumt hat, sie hindern auf Abwege zu kommen? Als Kind, da du vielleicht mit dem Vater durch Wiesen schrittest, gingst du einen schmalen Weg, für deinen Fuß war dir ein enger Pfad vorgezeichnet, über den du und dein Vater nicht hinaus konntet; denn Dornengestrüpp begrenzte ihn. Jeder Schritt vom Wege ab wurde durch Dornstiche geahndet. So führt Gott manchen Menschen auch hart und schwer, auf dornenreichen, schmerzbegrenzten Pfaden, um ihn zu schützen, daß er den rechten Weg von selbst einhalte und bewahre. Darum säumt Er den Weg deiner Seele mit Dornen ein, mit Leid und Angst und Not, darum führt Er dich so einsam, daß du mit ihm mehr vertraut und bekannt wirst. Geht es der Natur entgegen, so geht es doch frisch voran! So oft der Neid in deine Seele kommt – du weißt gar nicht, wie oft er sich einschleicht –, und so oft das Verlangen in dir sich regt, es auch einmal so zu haben wie andere, wenn die böse Lust in deine Seele einziehen möchte: laß ihr keine Minute Raum, sonst erstickt sie dich und nimmt dir das Leben und macht dich totunglücklich! Vertreibe sie durch Danken!