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göttlichen Führungen einsenkt – wunderbar, aber gnadenreich, unbegreiflich, aber sehr gut –, desto freier wird das Leben und desto froher wird die Seele: Ach, wär’ jeder Puls ein Dank und jeder Odem ein Gesang! bis dann am Ende eines Lebens, dessen man sich schämt, alles zerrinnt und vergeht und nur ein Gedanke durch die Seele zieht: Habe deine Lust an dem Herrn; Er wird dir geben, was dein Herz wünschet!

 Wir leben in einer Zeit – und der Eingang dieser Woche hat mit Sturmglocken, mit Feuer und Brand es uns wieder gesagt, – wo in bitterem Neid, in harter Lust alles zerstört wird. Ach, wir leben in einer Zeit, in der der Feind mächtige Triumphe feiert, und die Gottesgnade geht auf den Gassen einher und weint. Glaubt nur, was wir im Kämmerlein Neid und böse Lust hegen, glimmt als Feuerbrand heimlich in der Welt, und was wir mit neidischem und hämischem Wort äußern, wird zum Revolutionsgeschrei draußen auf den Gassen. Wir sind auch schuld an den furchtbaren Katastrophen, die jetzt durch die Welt ziehen. Denn Neid, Mißgunst, Erbitterung, Trotz, Unmut zerstören alles.

 Heiliget ihr Gott den Herrn in eurem Herzen! Ich schließe mit einer Frage: warum gibt es so wenig eigentlich zufriedene Menschen? Warum sind die meisten so totunglücklich, nicht über sich selbst, sondern über andere? Warum ziehst du so selten freudig deine Straße? Weil du die Schuld deines Lebens bei deinem Gott suchst.

„Du führst ins Leben mich hinein,
Du läßt mich arm und schuldvoll werden,
Dann übergibst du mich der Pein!“

so spricht die Seele. Und so ist das Vertrauen zu deinem Freund erschüttert und du bist jetzt entwurzelt, hast keine Ruhe und keinen Frieden mehr. Und was dir Gott nicht gibt, kann dir kein Mensch, noch Menschending ersetzen. Warum bist du so wenig zufrieden, meine Seele? Weil du