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Zehntes Gebot.
Du sollst dich nicht lassen gelüsten deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh oder alles, was sein ist!

 Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unserm Nächsten sein Weib, Gesinde oder Vieh nicht abspannen, abdringen oder abwendig machen; sondern dieselbigen anhalten, daß sie bleiben und tun, was sie schuldig sind.

 Ein guter Mensch bringet Gutes hervor aus seinem guten Schatz des Herzens; und ein böser Mensch bringet Böses hervor aus seinem bösen Schatz. Ich sage euch aber, daß die Menschen müssen Rechenschaft geben am jüngsten Gericht von einem jeglichen unnützen Wort, das sie geredet haben. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertiget werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden. Matth. 12, 35–37.


 Du sollst dich nicht lassen gelüsten – so setzt das zehnte Gebot nicht das neunte fort, sondern vertieft es und zeigt uns, wie schwer und verderblich der Lustgedanke ist, wie ein heimliches Feuer auch den innerlichen Menschen verbrennen kann, während er äußerlich gottselig und rein scheint, und wie die böse Lust des Neides und der Begehrlichkeit ein auf Seligkeit angelegtes Leben in Unseligkeit enden lassen kann. Dort an den beiden mächtigen Bronzetüren der Madeleine in Paris ist Isebel abgebildet, wie sie Ahab den Weinberg Naboths verschafft – das haben wir in der letzten Betrachtung gehört – und auf der anderen Bronzetüre David, wie er seine Augen an dem Weib des Uria weidet. Du sollst dich nicht lassen gelüsten deines